Selbstverständnis

BigSibling wurde Anfang 2018 gegründet als Reaktion und aus dem Frust heraus auf die Normalisierung von rassistischer Polizeigewalt und die Straflosigkeit bei polizeilicher Brutalität. Als Gruppe bestehen wir aus Personen mit unterschiedlichen politischen Hintergründen, Erfahrungen und Perspektiven. Ein paar von uns erleben rassistische Polizeigewalt immer wieder, andere befinden sich in der privilegierten Position nicht betroffen zu sein. Gemeinsam haben wir das Ziel Betroffene von Polizeigewalt zu empowern, sie zu unterstützen und ihre Erfahrungen und Widerstände sichtbar zu machen. Wir wollen Wissen über Rechte und Handlungsstrategien verbreiten, das Betroffenen helfen kann gegen rassistische Polizeigewalt vorzugehen und handlungsfähiger zu werden.

Durch unsere Arbeit wollen wir auf rassistische Polizeigewalt in Österreich aufmerksam machen, den strukturellen und institutionellen Rassismus, der sich hinter der Institution Polizei verbirgt, aufdecken und die Auswirkungen eines solchen Systems sichtbar machen. Gleichzeitig wollen wir einen Raum bieten, um Widerstandsmöglichkeiten und Visionen zu einer Gesellschaft ohne Polizei zu entwickeln. Unser Verständnis von rassistischer Polizeigewalt ist ein intersektionales, soll heißen, wir sehen, dass rassistische Polizeigewalt immer verbunden mit anderen Diskriminierungs- und Unterdrückungstrukturen funktioniert.

Big Sibling – who?

Big Sibling bedeutet wörtlich übersetzt „Großes Geschwister“. Abgeleitet haben wir das von Big Brother, also „Großer Bruder“. Ganz nach dem Motto „Big Brother is watching you“ (…), wir beobachten und nehmen die Gewalt der Polizei wahr. Auf der anderen Seite beschreibt es ein geschwisterliches aufeinander aufpassen. Wir haben uns für Geschwister, anstatt Bruder entschieden, da sich unter Geschwister alle Personen jeglicher Geschlechtsidentität verstehen können. Damit meinen wir aber ausschließlich betroffene Personen von rassistischer Polizeigewalt. Wer nochmal nachlesen will warum es diese Sisterhood (Schwesternschaft) zwischen weißen und Schwarzen Frauen oder Women of Color nicht gibt, dem legen wir Grada Kilombas wunderbares Buch „Plantation Memories“ ans Herz.

Rassistische Polizeigewalt

Wir sind der Meinung, dass es sich bei rassistischer Polizeigewalt nicht um Einzelfälle handelt. Wir verstehen sie als Methode zur Kontrolle, Machtdemonstration und Erhaltung eines rassistischen Systems. Gesetze und Regelungen mit denen diese Methoden legitimiert werden, beruhen auf institutionalisiertem Rassismus. Die Polizei ist Teil dieses Systems.

Rassistische Polizeikontrollen

Rassistische Polizeikontrollen gehören für viele Menschen in Österreich zum Alltag. Aufgrund von bestimmten Merkmalen, wie Hautfarbe, Religion, Sprache oder der vermeintlichen Herkunft fallen Menschen in das Visier rassistischen, polizeilichen Handelns und erleben gewaltvolle Situationen immer und immer wieder.

Bei den Kontrollen kommt es häufig zu psychischer Gewalt in Form von Beleidigungen und Demütigungen, sowie zu körperlichen (- auch sexualisierten) Übergriffen, Misshandlungen und Festnahmen durch die Polizei.

Besonders betroffen sind, sowohl im öffentlichen als auch in privaten Räumen, mehrfach marginalisierte Personen, wie z.B. QTIBIPoC, Sexarbeiter_innen, FLINT* Personen u.v.m.

 

Wir arbeiten:

  • Parteiisch: Das bedeutet, wir stehen parteilich mit den Betroffenen. Wir stellen Erlebtes auf keinen Fall in Frage und handeln nur in Einverständnis mit der Betroffenen Person. Der Schutz und die Unterstützung der Betroffenen Person stehen an erster Stelle.

 

  • Intersektional: Wir setzen unserer Arbeit eine intersektionale Analyse von Gewalt voraus und verstehen das rassistische Gewalt nicht trennbar ist, von anderen Machtverhältnissen wie z.B. (Hetero-)Sexismus, Klassismus. Unser Kampf gegen rassistische Polizeigewalt funktioniert nur mit einer ganz klar Haltung gegen kapitalistische und patriarchale Zustände.

 

  • Unabhängig: Wir haben nicht die Transformation bzw. Zusammenarbeit mit der Polizei zum Ziel. Wir kooperieren weder mit der Polizei, noch mit Parteien oder anderen öffentlichen (staatlichen) Institutionen. Auch lehnen wir eine Kooperation mit dem Strafvollzugsystem ab. Unsere Ressourcen werden für den Schutz, die konkrete Unterstützung für betroffenen Personen und den Aufbau von dauerhaft selbst ermächtigender und selbstorganisierter Infrastruktur eingesetzt.

 

  • Indem wir lernen: Wir befinden uns in einem Prozess, finden uns jeden Tag neu und lernen immer wieder etwas dazu. Wir machen alle unterschiedliche Erfahrungen mit Diskriminierungen, kommen aus unterschiedlichen politischen Organisierungen, sprechen verschiedene Sprachen, leben verschiedenen Sexualitäten und haben vielfältige Körper. Das bedeutet im Klartext: Auch wir müssen diskutieren,  sind uns nicht immer einig und müssen reflektieren wer wie viel Platz einnimmt und freigeben muss und müssen noch einiges lernen.

 

Was machen wir/planen wir?

  • Sichtbarmachung von rassistischer Polizeigewalt/institutionellem und strukturellem Rassismus
  • Empowerment und Austausch für Betroffene Personen
  • Räume schaffen und erkämpfen
  • Bildungsarbeit
  • Öffentlichkeitsarbeit